Luftionisierung

LuftionisierungUnsere Atemluft ist ein komplexes Gemisch von Gasen, dessen Hauptbestandteile Stickstoff und Sauerstoff sind. Diese Gasmoleküle sind zu einem kleinen Teil elektrisch geladen, also ionisiert. Diese lonisierung ist auf Kollisionen der Moleküle untereinander sowie die Wechselwirkung mit kosmischer Strahlung und der von natürlich radioaktiven Stoffen emittierten Strahlung zurückzuführen. Unter solchen Einflüssen verliert das Stickstoffmolekül N2 ein Elektron, wird also zum positiven Ion N2+. Das Sauerstoffmolekül 02 anderseits nimmt ein Elektron auf und wird zum negativen Ion 02-. Beide Arten von Ionen sind sehr kurzlebig.

Es wird schon seit längerer Zeit vermutet, dass der Ionisierungsgrad der Atmosphäre sowie das Verhältnis der positiven zu den negativen Ionen einen erheblichen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden ausüben. Neuere Untersuchungen ergaben, dass Leiden wie Migräne, Bronchitis, Asthma und Heufieber je nach Grad der Luftionisierung stimuliert oder auch unterdrückt werden können. Die Bedeutung «gesunder» Luft wurde von vielen Ärzten schon früh intuitiv erfasst; so baute man Sanatorien in den Alpen auf relativ grosser Höhe oder dann unmittelbar an der Meeresküste. Die Luftionisierung nimmt nämlich in Funktion der Höhe zu und wird auch durch das Versprühen von Wasser gefördert: selbst Toilette und Dusche sind in jedem Haushalt Quellen von ionisierten Luftmolekülen. Die heissen, trockenen Winde, die von der Wüste her wehen und in speziellen geographischen Lagen in der Nähe von Gebirgen auftreten, (Föhn) haben spektakuläre Wirkungen auf den Menschen; etwa zwei Drittel der Bevölkerung reagiert darauf mit mehr oder weniger ausgesprochenem Unwohlsein und verschiedenen Krankheitssymptomen.

Mitarbeiter der Universität of Surrey in England untersuchen seit mehreren Jahren die Wirkung der Luftionisierung auf die Leistungsfähigkeit des Menschen. Dazu können in einer speziellen Klimakammer beliebige lonisierungsbedingungen eingestellt werden; Probanden müssen in der Kammer Aufgaben lösen, die eine ständige Konzentration voraussetzen. Durch Absenken des lonisationsgrades und besonders der Anteile der negativen Ionen wurde eine merkliche Leistungsverschlechterung gemessen.

Die physiologischen Wirkungen der Ionen sind noch kaum erforscht; man vermutet aber, dass sie den Stoffwechsel gewisser Neurotransmitter beeinflussen. Insbesondere wird offenbar das Enzym Monoaminooxidase durch einen Überschuss an positiven Ionen oder einen Mangel an negativen Ionen auf unbekannte Weise deaktiviert. Eine wichtige Rolle dieses Enzyms ist nun der Abbau des Neurotransmitters Serotonin. Erfolgt der Abbau zu langsam, so reichert sich Serotonin im Blut an. Serotonin wirkt auf Blutgefässe verengend und spielt eine wichtige Rolle beim Auslösen von Migräneanfällen.

Asthmaanfälle anderseits sind mit der massiven Ausschüttung von Histamin korreliert; dies wird durch negative Sauerstoffionen gehemmt. Es ist also nicht weiter erstaunlich, dass Luftionisierungsgeräte das Leben auch für Asthmapatienten erträglicher machen. Die Erforschung dieser Phänomene steht erst in ihren Anfängen. Es ist nicht einmal bekannt, wo das Optimum der lonenkonzentration liegt; die von den kommerziellen Geräten erzielte Konzentration von 2000 bis 4000 Ionen/cm3 wurde auf rein empirische Weise ermittelt.